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1889, 100 Jahre nach dem Beginn der Französischen Revolution,
wird die Republik Brasilien ausgerufen. Wenige Jahre später muss
sie eine erste Bewährungsprobe überstehen: Im Sertão
des Nordostens, in der Stadt Canudos im Bundesstaat Bahia, kämpft
1896 die Hälfte des brasilianischen Heeres, ausgerüstet
mit modernsten Kruppkanonen, gegen einen abtrünnigen Stadtstaat.
Dort hat Antonio Maciel, genannt „Conselheiro“, der „Berater“,
rund 20 000 Anhänger vereint. Sie leben nach der Bibel, verehren
ihren Anführer als neuen, wundertätigen Messias und wehren
die ersten Angriffe siegreich ab, bis sie nach einem Jahr von der
vierten Militärexpedition der Regierung vernichtet werden.
Euclides da Cunha (1866-1909) war Soziologe und Militäringenieur.
Sein Bericht wollte mehr sein als eine historische Chronologie der
damaligen Ereignisse. Er wollte auf die strukturellen Ungerechtigkeiten
hinweisen, die durch die portugiesische Kolonialisierung der Küstenregion
und der Vernachlässigung des vermeintlich barbarischen Landesinneren
entstanden war. Sein Buch „Os Sertões“ (erschienen
1902) wurde zum Nationalepos.
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